Eine knappe Wegstunde östlich von Abensberg, an der sogenannten Ochsenstraße, die über Langquaid nach Straubing führt, liegt Offenstetten. Der Ort zählt heute über 2000 Einwohner.

Offenstetten ist einer der zahlreichen alten Edelsitze, deren Ursprung bis in das Frühmittelalter zurückgeht. Der Name dürfte von dem Eigennamen Offo herkommen, der sich schon im 9. Jahrhundert findet. Demnach besagte er: Stätte des Offo. Ursprünglich erwähnt wird vor allem ein Ritter Waltkun bzw. Walchun, der in Offenstetten beheimatet war. Siebenmal wird er in Urkunden des Hochstifts Freising aus der Zeit von 1078 bis 1098 als Zeuge erwähnt.

Wie bei vielen Schlossherrschaften, lag beim Inhaber des Schlosses Offenstetten das Recht, über die Untertanen seiner Güter die niedere Gerichtsbarkeit auszuüben. Solche adeligen Gutsherrschaften hießen "Hofmarken".

400 Jahre bestimmte das berühmte Geschlecht der Offenstetter die Geschichte. 1497 verkauften sie Schloss und Güter an die Gebrüder Hans und Wolfgang Preysing zu Kopfsberg. Ein Epitaph für Anna von Preysing vom Jahre 1521 findet sich heute noch in der Pfarrkirche.

Im Jahre 1632 erfolgte die große Verwüstung des Ortes durch die Schweden. Das Dorf, die Kirche, der Pfarrhof und die umliegenden Felder wurden verwüstet. Nach dem 30jährigen Krieg verkaufte der damalige Besitzer, Amandus Eicher, den Besitze an Caspar Frennaur. Dadurch wurde das Geschlecht der Frönau in Offenstetten ansässig.

1750 verheiratete sich Maria Anna Franziska Susanna Walburga von Frönau mit dem damaligen Staatskanzler Aloisius Wiguläus Freiherrn von Kreittmayr. Er war der Leiter der gesamten bayerischen Staatsverwaltung. Mit ungewöhnlichen Gaben des Geistes ausgestattet, wurde er schon in jungen Jahren mit hohen Ämtern betraut. Seine Grundausbildung erhielt er bei den Jesuiten in München. Er studierte in Salzbug Philosophie, reiste mit mehreren bayrischen Prinzen durch Frankreich, studierte in Leyden und Utrecht und wurde in Wetzlar für den Staatsdienst vorgebildet. Geboren 1705, wurde er schon 1725 zum Hofrat, 1742 zum wirklichen Reichshofrat ernannt. 1741 wurde er in den Ritterstand erhoben 1745 wurde ihm der Titel eines Freiherrn zuerkannt. 1767 wurde ihm die Edelmannsfreiheit verliehen. Obwohl ihm Kaiser Franz I. von Österreich die Stelle eines Reichshofrates in Wien mit einem Jahresgehalt von 12000 Gulden angeboten hatte, blieb er in Bayern in den Dienstendes bayerischen Kurfürsten mit einem Jahresgehalt von 2400 Gulden. 1748 wurde er Vizekanzler und Konferenzminister, zehn Jahre später wirklicher geheimer Staatskanzler und damit oberster Minister des bayerischen Staates.

Seine ungeheuere Arbeitskraft erlaubte es Kanzler Kreittmayr, sich neben seiner politischen Tätigkeit noch einer sehr umfangreichen Arbeit zu widmen. Er ordnete das gesamte bayerische Recht neu und gab es in drei Bänden (Strafrecht, Prozessrecht, Zivilrecht) heraus. Dazu verfasste er auch umfangreiche Kommentare. Sein Grabmal in der Pfarrkirche St. Vitus in Offenstetten ist ein schönes Werk klassizistischer Bildhauerkunst. Der Münchner Hofbildhauer Anton Boos hat es 1794 geschaffen.

Seit 1939 war Botschaftsrat Oskar Schlitter Besitzer von Schloss und Gut Offenstetten. Er stand 1929 im Auswärtigen Dienst und war ab 1965 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Griechenland.

Während des 2. Weltkrieges war das Schloss Heimat der Familie Schlitter. Nach den Kriegswirren gründete Frau Daisy Schlitter zusammen mit Monsignore Thaler, dem Direktor der katholischen Jugendfürsorge in Regensburg, ein Flüchtlingskinderheim im Schloss, das nach der ersten amerikanischen Heiligen "Cabrini-Heim" benannt wurde.

Auch heute hat das Schloss als Hauptsitz des Heimes für geistig- und lernbehinderte Kinder und Jugendliche eine bedeutende Funktion. Es ist ein Inbegriff sonderpädagogischer Arbeit für ganz Bayern geworden.

Die allgemeine Zentralisierung ging an Offenstetten nicht spurlos vorbei. Am 1. Mai 1978 verlor die Gemeinde ihre Selbstständigkeit und wurde in die Stadt Abensberg eingemeindet. Politisch gehört Offenstetten nun zu Abensberg. Das Leben und der Unternehmensgeist der bestehenden Vereine und Verbände prägen aber auch heute noch die Eigenständigkeit des Stadtteils Offenstetten und tragen auch bei zum Kulturleben der Stadt Abensberg.

Heute ist Offenstetten aus einem Bauerndorf zu einem Wohnort geworden, der trotz seiner neugebauten Häuser und Villen Ruhe und Beschaulichkeit ausstrahlt. Neben dem Schloss ist die Pfarrkirche, die dem hl. Vitus geweiht ist, eine Attraktion.

Auch Benno Hubensteiner erwähnte die Kirche in seiner "Bayerischen Geschichte" im Kapitel über die bayerische Barockkultur, einem Standartwerk, folgendermaßen: "Wenn, was sonst im Land gebaut wurde, kann sich neben dem Dreigestirn der Asam, Fischer und Zimmermann halten ...  Und wer kennt schon Dorfkirchen, wie Klimmach oder Berbling, Hörgersdorf oder Offenstetten? In sie gehören das strotzende Dekatengold barocker Prunkaltäre und der andächtige Wandlungjodler der alten Pastoralmessen."